Samstag, 29. Dezember 2007

Anfrage für Stipendiumsverlängerung / ausführliche Begründung

Und hier ist der Antrag für die Stipendiumsverlängerung, meine Pläne für das nächste Jahr. Ganz herzlichen Dank an Madeleine, Kristin und Jan, die mich sehr unterstützt haben.
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An den

DAAD

Aufbaustudiengang: Maestría Gestión Ambiental Metropolitana (GAM)


Seit dem 30.03.2007 studiere ich an der Fakultät für Architektur, Design und Stadtplanung (FADU) der Universität von Buenos Aires (UBA) „Umweltmanagement für Großstädte“ (Gestión Ambiental Metropolitana).


Hiermit möchte ich um die Verlängerung des Graduiertenstipendiums für das 3. und 4. Semester des Aufbaustudiengangs bitten.


Der Aufbaustudiengang wurde zum Zeitpunkt meines Erstantrages als Spezialisierung in drei Semestern mit thematischen Schwerpunkten („Programme“) angeboten. Ab März 2008 wird dieser Studiengang, wie schon im Erstantrag angekündigt als Masterstudium angeboten. Das heißt, es kommt ein 4. Semester hinzu. Es wäre sehr sinnvoll und wichtig für meine akademische und persönliche Weiterentwicklung, mit einer höheren Qualifizierung und einem international anerkannten Titel die Vertiefung und Spezialisierung in dieser Thematik abzuschließen.


Die Kosten des 3. Semesters (28.03.2008 – 30.07.2008) werden 1400 argentinische Pesos betragen. Hinzu kommen die Kosten des 4. Semesters (01.08.2008 – 01.12.2008) von ungefähr 1600 Pesos für die wählbaren und obligatorischen Fächer des Masterstudiengangs und 1500 Pesos für das Ablegen der Masterarbeit (April 2009). Insgesamt belaufen sich die anfallenden Studiengebühren auf 4500 Pesos

(ca. 980 Euro Stand 21.12.07).


Im Folgenden stelle ich meine bisherigen akademischen und praktischen Aktivitäten dar, sowie meine Pläne für das nächste Jahr bis zum April 2009.


Bisherige akademische Leistungen und praktische Aktivitäten


Im Studium habe ich bis jetzt einen sehr guten Überblick und Einblick in die argentinische Umweltpolitik und das hiesige Umweltmanagement bekommen. In beiden Bereichen besteht nach wie vor ein dringender Bedarf an Know-How, praktischem Einsatz und Beratung für politische Entscheidungen.


Als Begleitung der Studienvorlesungen und Seminare habe ich an zahlreichen Konferenzen und Tagungen teilgenommen. Darunter zählen die Tagung Ambiente y Pobreza en la Cuenca del Reconquista“, die Konferenz von David Holmgren im INTI (Instituto Nacional de Tecnología Industrial) Permacultura: propuestas sustentables para un escenario energético declinante“, das „1er encuentro ambientalista nacional“ und das „V. Seminario - Encuentro Gestion Democrática de Ciudades, La reinvención de lo público a través de redes, movimientos sociales y Estado“.


Die offensichtlichen Umweltprobleme der Stadt betreffen am häufigsten die ärmsten Bevölkerungsgruppen und bringen diese in direkten Kontakt mit Verschmutzung, Verseuchung und Infektionsherden. Daher erscheint mir integrative und gemeinsame Arbeit der beste Weg eine Verbesserung herbeizuführen.


Auf der Suche nach Möglichkeiten, wie man gemeinsam mit der Bevölkerung diese Aktivitäten durchführen kann und auch schon durchgeführt hat, stieß ich auf das Seminar: Ausbildung zur Arbeit mit der Gemeinde im Programm Universidad-Comunidad, organisiert von der Universitätserweiterung der Fakultät für Architektur, Design und Stadtplanung, UBA. Teilgenommen haben nicht nur Studierende aus den verschiedensten Studiengängen, sondern auch aktive ArchitektInnen, DesignerInnen und andere AbsolventInnen sowie VertreterInnen sozialer Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen. Im Seminar wurden 4 Module behandelt: Sozialpsychologie und sozioökonomische Verhältnisse; die Bedürfnisse des Habitats (Lebens- und Wohnumfeld), der Arbeit und Produktion; Erinnerung und Identität sowie konkrete Felderfahrungen, wobei drei Exkursionen im Stadtraum von Buenos Aires enthalten waren.

Neben dem universitären Studium bot sich mir die Möglichkeit, als Nachbarin und Studentin des Umweltmanagements an der partizipativen Planung und der gemeinsamen Führung (Nachbar und Regierung) des Parque Avellanedas aktiv teilzunehmen und mitzugestalten. Zum einen in der Arbeitsgruppe UMWELT des Parks, die sich einmal pro Monat trifft. Bei diesen Versammlungen werden Neuigkeiten des Parkmanagements, der Stand der Dinge, Projekte und zukünftige Ereignisse ausgetauscht und Arbeitstreffen organisiert. Zum anderen nahm ich an der Organisation der partizipativen Tagung für die Aktualisierung des Handhabungsplans des Parque Avellaneda in der dafür festgelegten Grupo Promotor (Promotoren- / Organisatorengruppe) teil. Auf der Tagung selbst koordinierte ich zusammen mit einem anderen Mitglied der Grupo Promotor die partizipativen Workshops Anfang November 2007.


Aus persönlicher Motivation heraus, nahm ich an einem Kurs der Kompostierung und Regenwurmkultur im Parque Avellaneda teil, um den Prozess besser zu verstehen und privat somit meinen Hausabfall um mehr als die Hälfte zu reduzieren. Mit diesem Kurs erhielt ich Zugang zu zahlreichen Kontakten umweltinteressierter und engagierter Nachbarn, Bürger und Fachleuten der Stadt. Diese wiederum erleichterten mir den Einstieg in die Praxis. Mit dem stattfindenden Wissensaustausch, Projektarbeit und praktisch gesammelten Erfahrungen konnte ich mit weit mehr Überzeugung die Vorschläge in die Semesterarbeit zum Abfallmanagement und konkret zur Müllreduzierung einbinden.


Alle außeruniversitären Aktivitäten flossen qualitativ in meine erste Semesterarbeit ein, in der es um die Umwandlung informeller Aktivitäten im Abfallmanagement ging. Aufgabe war es, den Integralen Plan der Sanierung des Einzugsgebiets des Flusses Matanza-Riachuelos kritisch zu analysieren und einen Vorschlag zur Erweiterung dieses Planes mithilfe eines ausgewählten Themas des öffentlichen Versorgungs- und Dienstleistungssektors auszuarbeiten. Die Konzeption sollte auf Grundlage eines speziell ausgewählten Bereiches (in meiner Arbeit: Villa Fiorito in Lomas de Zamora, Provinz Bs.As.) im Flusseinzugsgebiet aufbauen und im Vorschlag auf Gebiete unter ähnlichen Umständen die Möglichkeit des Transfers in andere Abschnitte des Einzugsgebiets gegeben werden. Meine Arbeit wurde mit 9 von 10 Punkten bewertet und als Beispiel in der Auswertung der abgegebenen Arbeiten benutzt. Hervorgehoben wurden dabei besonders die sehr gute Feldforschung, der hohe persönliche Bezug und Einfluss in der Ausarbeitung und die angewendeten Instrumente des Umweltmanagement, die zu sehr guten Diagnosen und komplexen Prozessdarstellungen im Abfallmanagement führten. Der zuständige Professor hat mich aufgefordert diese Arbeit weiterzuführen.


Mein Beitrag zum deutsch-argentinischen Erfahrungsaustausch in der Umweltpolitik umfasst u.a. durch die von mir erstellten Blogs:



Geplante akademische Leistungen und praktische Aktivitäten für den beantragten Zeitraum


Für das kommende Jahr 2008 wurde ich in der Arbeitsgruppe Umwelt als Impulsgeberin und Koordinatorin des Arbeitsbereiches Planung der Grünflächen, Instandhaltung und Projekte (z.B. Parque 2014, ein Park ohne Abfall) vorgeschlagen. Das hieße, wenn die neu gewählte Stadtregierung das Angebot annimmt, 6 Stunden pro Woche bezahlte Arbeitszeit und praktische Anwendung meiner im Aufbaustudium erlernten Methoden und Verfahrensweisen im Umweltmanagement.


Durch die augenscheinliche Vorgeschichte und die absehbaren Folgen der heutigen und vergangenen Lebensweise der entwickelten Länder sind wir auf der ganzen Welt dem Klimawandel und den daraus folgenden Katastrophen ausgesetzt, sitzen sozusagen im selben Boot. Daher sind Aktionen nicht nur in Deutschland und Europa dringend notwendig, sondern auch mit großer Aufmerksamkeit und Durchsetzungsvermögen im RessourcenversorgerlandArgentinien zu verfolgen. Durch Ineffizienz und starke Interessenskonflikte im politischen Ambiente sind die gleichberechtigten, partizipativen und gerechten Verteilungsprozesse, die in Europa viel weiter entwickelt und angewendet werden, hier in Argentinien eher weniger funktionstüchtig. Es fehlen Kapazitäten und häufig auch der Wille bei staatlichen Institutionen und der Industrie, die rechtlichen Bestimmungen des Umweltmanagements wirkungsvoll umzusetzen. Daher besteht ein verstärkter Bedarf an tragfähigen Vorschlägen zur Lösung von Umweltproblemen. Diese lokal spezifischen Probleme haben jedoch globale Folgen und benötigen daher zu ihrer Lösung den internationalen Austausch und die internationale Vernetzung.


Für die Verbesserung der Umsetzung der Umweltpolitik in die Praxis sind partizipative Planungsprozesse ein wirksames und nachhaltiges Instrument des Umweltmanagements. Dazu gehören die Einbeziehung aller betroffenen zivilgesellschaftlichen Akteure und die Integration von Umweltfragen in eine umfassende, d.h. soziale, ökonomische und ökologische Entwicklung.


Mich beschäftigt vordergründig die Partizipation aller im Umweltmanagement beteiligten Akteure. Hier in Argentinien ist sie besonders notwendig, um Druck auf die starren parteipolitischen Strukturen auszuüben. Der argentinische Staat hängt der europäischen Umweltpolitik stark hinterher und benötigt durchsichtige Entscheidungsprozesse und langfristig ausgearbeitete und auch bewilligte Lösungswege. Die Situation in Buenos Aires ist mehr als dramatisch. Alarmierend ist, dass jeden Tag Kinder und Erwachsene an den Folgen der Umweltverschmutzung sterben. Eine der häufigsten Todesursachen ist Krebs, verursacht durch hohe Vorkommen an Chrom und Blei im Blut und in der Muttermilch. Dies wird vor allen Dingen durch die vergifteten Abwässer der Industrien im Riachuelo hervorgerufen. Ein langsames und schweigendes Sterben...


Ich werde mich in meiner Masterarbeit mit dem folgenden Thema befassen: Partizipative Strukturen im Umweltmanagement. Der Fall Parque Avellaneda - partizipative Umweltplanung und mitbestimmte Regierung im Parkmanagement (Estructuras participativas en la gestión ambiental en el caso de Parque Avellaneda - Planificación Participativa y Gestión Asociada).


In dieser Abschlussarbeit werde ich auf internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauen, die im Studiengang erworbene Methodologie benutzen, und natürlich die Erfahrungen im Parque Avellaneda und anderen Initiativen und Aktivitäten einfließen lassen. Meinem Verständnis von Wissenschaft entsprechend soll diese Arbeit zur sozialen und nachhaltigen Entwicklung vor Ort beitragen.


Der Studienplan des Masters umfasst neben dem Ablegen und Bestehen der drei Programme (im Erstantrag ausführlich beschrieben), aus denen sich der Aufbaustudiengang der Spezialisierung zusammensetzt, zusätzlich eine Serie von frei wählbaren Seminaren und die Teilnahme an fünf Blöcken begleitender und unterstützender Forschungsarbeit. Jeder der fünf Blöcke Forschungsarbeit wird anhand von Zwischenabgaben im Forschungsfortschritt bewertet. Zum Abschluss muss eine Masterarbeit eingereicht werden. Ihre Verteidigung ist öffentlich.


Mir persönlich steht noch das dritte und vierte Semester bevor. Das dritte Semester behandelt den im Erstantrag beschriebenen thematischen Schwerpunkt: Instrumente des Umweltmanagements Programm 2 mit Abgabe der integrierten Semesterarbeit. Im vierten Semester werde ich die frei wählbaren themengebundenen Seminare sowie die Pflichtseminare mit Forschungsarbeit belegen und den Studiengang mit dem Verfassen und Verteidigen meiner Masterarbeit abschließen.



Perspektive


In Zukunft kann ich mit dem international anerkannten Mastertitel im Umweltmanagement als Wissenschaftlerin und Beraterin im gesamten Gebiet der nachhaltigen Entwicklung und zivilgesellschaftlichen Partizipation tätig sein. Besondere Möglichkeiten mit dem deutsch-argentinischen Erfahrungsaustausch bieten sich, sowohl akademisch als auch im praktischen und zivilgesellschaftlichen Bereich des Umweltmanagements. Die dazu erlangte Qualifikation ist wichtig und anwendbar.

Anhang:

  • Gutachten des Direktors des Aufbaustudiums, Carlos Lebrero

  • GAM Evaluación Trabajo Monográfico Cuatrimestral – Anja Mocker

  • Zertifikat der Unidad Ambiental y de Gestión Parque Avellaneda

  • Zertifikat Seminarteilnahme Introducción a la Ecología Urbana

  • Zertifikat Seminarteilnahme Compost y Lombricultura

  • Zertifikat Seminarteilnahme Seminario de Formación para el trabajo con la comunidad

  • Teilnahmebescheinigung DAAD Assistentin Europosgrados 2007

  • Teilnahmebestätigung Seminar Pobreza y Ambiente en la Cuenca del Reconquista

  • Teilnahmebestätigung Seminar V. Seminario - Encuentro Gestion Democrática de Ciudades, La reinvención de lo público a través de redes, movimientos sociales y Estado“

  • Zwischenbericht DAAD


Anja Mocker



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